"Krankenhaus" (2006)

Wenn man im Krankenhaus liegt, verlangsamt sich die Zeit. Minuten werden zur Ewigkeit und bilden eine zäh dahin fließende Masse. Dabei wird Unwesentliches auf einmal wesentlich. Dinge, die man normalerweise übergehen würde, gewinnen an Bedeutung. Das Auge begibt sich auf die Suche nach Stimulation. Und entdeckt selbst im unliebsam Zweckmäßigen eine Ästhetik, eine Art Anmut. Die Kölner Fotografin Sibylle Mall (*1973) hat während eines Krankenhausaufenthaltes ihre Perspektive fotografisch festgehalten. Ihre Bilder erzählen vom Warten, von der eigenen Funktionslosigkeit, von der Passivität der Genesung: Das Kreuz an der Wand, der karge Esstisch, das funktionale graue Mobiliar, die silberne Triangel, die als Hochziehhilfe vom Galgen baumelt. Krankenhäuser sind Übergangsorte, Zwischenstationen. Wer drin ist, möchte so schnell wie möglich wieder rauskommen

>

>